Worauf sich Beratung im Zeitalter von KI einstellen muss

Sascha Perkuhn • 2. Oktober 2025
Künstliche Intelligenz ist längst kein Trendthema mehr, sondern Realität im Beratungsalltag. Tools wie ChatGPT, SAP Joule oder Business AI Services verändern, wie wir arbeiten, Entscheidungen treffen und Projekte steuern. Doch was bedeutet das konkret für Beratungshäuser und Kundenprojekte?

1. KI übernimmt Routinen

Ob Meeting-Protokolle, Reporting oder die ersten Analysen: Viele Tätigkeiten, die bisher von Junior-Beratern erledigt wurden, lassen sich heute effizient automatisieren. Das ist kein Verlust – im Gegenteil. Es schafft Raum für Beraterinnen und Berater, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Strategie, Transformation und echte Zusammenarbeit mit Kunden.

2. Neue Kompetenzfelder werden entscheidend

Mit KI-Tools allein ist es nicht getan. Beratungsunternehmen und Kunden brauchen Expertise in Change Management, Kontextverständnis und Kommunikation. Nur wer die technischen Möglichkeiten mit den menschlichen Faktoren verbindet, kann nachhaltigen Mehrwert schaffen.

3. Komplexität bleibt – und wird sogar größer

Gerade in SAP-Projekten bleibt vieles nicht automatisierbar: Schnittstellen, Altsysteme, komplexe Prozesse und – ganz wichtig – Menschen. Die größte Herausforderung liegt nicht in der Technologie selbst, sondern darin, wie wir sie in die bestehenden Strukturen integrieren und dabei alle Beteiligten mitnehmen.

4. Ausbildung neuer Berater muss neu gedacht werden

Hier liegt vielleicht die größte Herausforderung der kommenden Jahre: Viele Aufgaben, die klassischerweise von Junior-Beratern übernommen wurden – Dokumentation, Protokolle, Standardanalysen – werden zunehmend durch KI ersetzt.

Das bedeutet:

  • Junge Kolleginnen und Kollegen lernen nicht mehr automatisch „on the job“ durch diese Einstiegsaufgaben.
  • Beratungsunternehmen müssen neue Wege der Ausbildung entwickeln, damit der Nachwuchs trotzdem die notwendige Erfahrung sammelt.
  • Ohne gezielte Förderung droht eine Lücke in der Beraterpyramide: erfahrene Senior-Profile fehlen mittelfristig, wenn Juniors nicht mehr in Projekten praktisch heranwachsen.

Gleichzeitig eröffnet das Chancen: Ausbildungsprogramme können von Anfang an auf höhere Wertschöpfung, Soft Skills und Schnittstellenkompetenz ausgerichtet werden. Wer diesen Wandel aktiv gestaltet, wird beim Recruiting einen entscheidenden Vorteil haben.


Was bedeutet das für Beratungsunternehmen?

  • Teams neu aufstellen: KI-Kompetenz aufbauen, Routinetätigkeiten automatisieren, Berater zu Schnittstellen-Managern zwischen IT, KI und Fachbereichen entwickeln.
  • Ausbildungswege überdenken: gezielt Praxisfelder für Nachwuchs schaffen, in denen Juniors lernen, wie Beratung jenseits von Routinetätigkeiten funktioniert.
  • Klare Prozesse entwickeln, wie KI verantwortungsvoll eingesetzt wird (Datenschutz, DSGVO, Haftung).

Und für Kunden?

  • Verstehen, dass Beratung sich verändert: weniger Fleißarbeit, mehr Fokus auf Strategie und Umsetzung.
  • Partner finden, die nicht nur Tools bedienen, sondern den Erfolg von Projekten garantieren – durch Erfahrung, Verantwortung und Kontext.
  • Akzeptieren, dass der „Berater von morgen“ nicht derjenige ist, der nur Folien baut, sondern derjenige, der Technologie übersetzt und Veränderung vorantreibt.

Meine Rolle dabei

Ich unterstütze sowohl Beratungsunternehmen als auch Kunden dabei, diese Transformation erfolgreich zu gestalten:

  • Aufbau von KI-gestützten Projektprozessen
  • Training von Teams im Umgang mit KI und neuen Rollen
  • Entwicklung von Change-Strategien, die Technologie und Menschen zusammenbringen
  • Sicherstellung, dass SAP-Projekte trotz Automatisierung erfolgreich bleiben

Fazit

KI verändert Beratung – aber sie ersetzt sie nicht.
Beraterinnen und Berater bleiben unverzichtbar, wenn es um Kontext, Verantwortung und Vertrauen geht. Aber:
die Art, wie wir ausbilden, wie wir Projekte aufsetzen und wie wir Beraterrollen definieren, muss sich ändern.

Wer den Wandel aktiv gestaltet, wird nicht nur relevanter bleiben – sondern Beratung neu erfinden.

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Die Testautomatisierung im SAP-Umfeld hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von SAP-Lösungen und der Einführung moderner Testtools wie SAP Tricentis Testautomatisierung steht Unternehmen eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Testprozesse zu optimieren. Doch wie funktioniert Testautomatisierung im SAP-Umfeld? Wann ist sie sinnvoll, und wann verursacht sie nur unnötige Kosten und Aufwand? In diesem Beitrag beleuchten wir die wichtigsten Aspekte der Testautomatisierung und geben einen Überblick darüber, für welche Unternehmen sich die Einführung lohnt – und wann es sinnvoll ist, noch zu warten. 1. Wie funktioniert Testautomatisierung im SAP-Umfeld? Testautomatisierung im SAP-Umfeld bezieht sich auf die Automatisierung von Testfällen, die zur Validierung von Geschäftsprozessen und Funktionen innerhalb eines SAP-Systems genutzt werden. Dies geschieht durch den Einsatz spezialisierter Software, die automatisch Testskripte ausführt, um zu überprüfen, ob bestimmte Geschäftsprozesse korrekt funktionieren. Frühere Lösungen wie SAP CBTA ermöglichten die Automatisierung einzelner Komponenten, indem Testskripte erstellt und wiederverwendet wurden. CBTA basiert auf der Automatisierung einzelner UI-Interaktionen und ist tief in SAP Solution Manager integriert, was die Testdurchführung in traditionellen SAP-Umgebungen effizient macht. In den letzten Jahren hat SAP seine Partnerschaft mit Tricentis intensiviert, einem der führenden Anbieter im Bereich Testautomatisierung, und bietet nun SAP Tricentis Testautomatisierung als Standardlösung an. Diese ermöglicht eine noch umfassendere und schnellere Testautomatisierung, indem sie sowohl UI-Tests als auch API-Tests abdeckt. Tricentis unterstützt auch den „Risk-Based Testing“-Ansatz, bei dem die wichtigsten Geschäftsprozesse priorisiert werden, um die Testressourcen auf die kritischen Teile der Anwendung zu konzentrieren. Was ist in der Vergangenheit passiert? In der Vergangenheit war Testautomatisierung im SAP-Umfeld oft schwierig und zeitaufwändig. Ältere Tools waren nicht in der Lage, die komplexen Geschäftsprozesse von SAP-Systemen effizient zu testen. Manuelle Tests waren daher die Regel, was zu hohen Kosten und langen Testzyklen führte. Mit der Einführung moderner Tools wie Tricentis und den verbesserten Integrationen in SAP-Systeme haben sich jedoch die Möglichkeiten stark erweitert. Testzyklen können verkürzt und gleichzeitig die Qualität und Stabilität der SAP-Lösungen verbessert werden. 2. Nutzen der Testautomatisierung Der größte Vorteil der Testautomatisierung im SAP-Umfeld ist die Effizienz. Automatisierte Tests können wiederholt ausgeführt werden, ohne dass menschliches Eingreifen erforderlich ist. Dies ist besonders nützlich, wenn regelmäßig Updates, Patches oder neue Releases implementiert werden. Die wichtigsten Vorteile der Testautomatisierung sind: Zeitersparnis: Automatisierte Tests können in einem Bruchteil der Zeit ausgeführt werden, die für manuelle Tests erforderlich wäre. Dies verkürzt Testzyklen erheblich und ermöglicht eine schnellere Markteinführung von Updates und neuen Funktionen. Verbesserte Testabdeckung: Durch die Automatisierung können weitaus mehr Tests in kürzerer Zeit durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass Unternehmen eine größere Abdeckung ihrer Geschäftsprozesse erreichen können, was die Gesamtqualität der Software verbessert. Wiederholbarkeit und Konsistenz: Automatisierte Tests können beliebig oft wiederholt werden, was besonders in großen, komplexen SAP-Landschaften von Vorteil ist. Die Konsistenz der Testergebnisse wird durch die Automatisierung sichergestellt, da menschliche Fehler eliminiert werden. Frühes Erkennen von Fehlern: Durch die frühzeitige und regelmäßige Durchführung automatisierter Tests können Fehler früher im Entwicklungsprozess erkannt und behoben werden. Dies spart Kosten, da Fehlerbehebungen zu einem späteren Zeitpunkt in der Regel teurer sind. 3. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Testautomatisierung Obwohl die Vorteile der Testautomatisierung offensichtlich sind, gibt es einige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit sie erfolgreich in einem Unternehmen implementiert werden kann. Testautomatisierung ist kein Allheilmittel und erfordert eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Hier sind die wichtigsten Voraussetzungen: Stabile Prozesse: Testautomatisierung macht nur dann Sinn, wenn die Geschäftsprozesse im Unternehmen stabil und gut dokumentiert sind. Wenn sich die Prozesse ständig ändern, wird es schwierig und teuer, die Testskripte ständig anzupassen. Regelmäßige Nutzung der Automatisierung: Testautomatisierung ist nur dann effizient, wenn sie regelmäßig genutzt wird. Unternehmen müssen sicherstellen, dass automatisierte Tests in den Release-Zyklus integriert werden und bei jedem Deployment ausgeführt werden. Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und Testexperten: Die Erstellung von Testskripten erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Fachexperten, die die Geschäftsprozesse verstehen, und den Testautomatisierungsexperten, die das technische Know-how besitzen. Nur so können Testfälle erstellt werden, die den realen Anforderungen entsprechen. Verfügbarkeit von Ressourcen: Testautomatisierung erfordert Zeit und Ressourcen, insbesondere in der Anfangsphase der Implementierung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie über die notwendigen personellen und finanziellen Mittel verfügen, um die Automatisierung erfolgreich umzusetzen. 4. Nachteile der Testautomatisierung Wie bei jeder Technologie gibt es auch bei der Testautomatisierung einige Nachteile, die berücksichtigt werden sollten: Hoher Aufwand bei der Einrichtung: Die initiale Einrichtung der Testautomatisierung ist zeitaufwendig und teuer. Die Erstellung von Testskripten und die Integration in die bestehenden Systeme erfordert umfangreiche Ressourcen. Begrenzte Flexibilität: Automatisierte Tests können nur die Szenarien abdecken, für die sie programmiert wurden. Wenn unerwartete Änderungen oder neue Anforderungen auftreten, sind manuelle Tests oft flexibler und können besser auf die neue Situation reagieren. Nicht alles kann automatisiert werden: Nicht alle Tests eignen sich für die Automatisierung. Insbesondere Tests, die auf menschlichen Wahrnehmungen basieren (z. B. Usability-Tests), können nicht automatisiert werden. 5. Für welche Unternehmen lohnt sich Testautomatisierung? Testautomatisierung lohnt sich vor allem für Unternehmen, die regelmäßig neue Releases und Updates einspielen und stabile, gut dokumentierte Geschäftsprozesse haben. Unternehmen in regulierten Branchen, wie der Pharmaindustrie, profitieren besonders, da sie strenge Anforderungen an die Validierung und Qualitätssicherung haben. Allerdings sollten Unternehmen bedenken, dass die Automatisierung eines Testfalls etwa fünfmal länger dauert als ein einmaliger manueller Test. Das bedeutet, dass die langfristigen Vorteile der Testautomatisierung nur dann realisiert werden, wenn die automatisierten Tests regelmäßig und über einen längeren Zeitraum genutzt werden. Für Unternehmen mit schnell wechselnden Prozessen oder für kleinere Unternehmen, die selten Updates einspielen, ist Testautomatisierung möglicherweise nicht die beste Lösung. In solchen Fällen könnten manuelle Tests flexibler und kosteneffizienter sein. Fazit: Testautomatisierung – Ja oder Nein? Testautomatisierung im SAP-Umfeld ist eine leistungsstarke Technologie, die Unternehmen dabei helfen kann, ihre Testprozesse zu optimieren und die Qualität ihrer SAP-Lösungen zu verbessern. Doch sie ist kein Allheilmittel und erfordert eine sorgfältige Planung und die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen. Unternehmen mit stabilen Prozessen, regelmäßigen Releases und ausreichenden Ressourcen profitieren am meisten von der Automatisierung. Für Unternehmen, die selten Updates einspielen oder schnell wechselnde Prozesse haben, ist manuelles Testen möglicherweise die bessere Wahl. Bevor Sie sich für die Einführung von Testautomatisierung entscheiden, sollten Sie eine gründliche Analyse Ihrer Geschäftsprozesse und Anforderungen durchführen und sicherstellen, dass Sie über die notwendigen Ressourcen und das technische Know-how verfügen.